Willkommen in meinem Literatursalon
Irmtraud_Gutschke

Lesen macht glücklich, weil es uns sagt, wer wir sind und wer wir sein wollen, weil wir über uns hinauswachsen, in fremder Haut erleben dürfen, was uns sonst verschlossen bliebe. Heutzutage scheinen wir ja in Informationen zu ertrinken und haben doch das Gefühl, dass uns Wichtiges fehlt. Was ich suche, sind Bücher, die in diesem Sinne nachdenklich machen, ja auch solche, von denen ein Leuchten ausgeht. Viele Jahrzehnte habe ich als Literaturredakteurin mit Hunderten, ja Tausenden von Texten zu tun gehabt, auch selber Bücher geschrieben. Die Neugier auf Neues will ich hier mit anderen teilen.

„literatursalon.online“: Stellen Sie sich vor, wir sind zusammen in einem schönen Saal, und Sie möchten von mir wissen, was sich zu lesen lohnt. Was interessiert Sie denn, frage ich zurück. Politische Sachbücher? Gute Romane und Erzählungen? Spannende Krimis? Bildbände, die man immer wieder betrachten möchte? Mit meiner Auswahl lade ich Sie zu Ihren eigenen Entdeckungen ein.

Irmtraud Gutschke

Wenn Sie mehr über mich erfahren wollen - meine Biografie, meine Bücher und Veranstaltungen - , schauen Sie auf meine Webseite www.irmtraud-gutschke.de

Deborah Hopkinson: Von einem Mädchen, das das Schreiben liebte

„… aber am meisten liebte sie Romane“

Deborah Hopkinson und Quin Leng ist ein einfühlsames Buch über Jane Austen gelungen

Irmtraud Gutschke

Sie lebte in einem schönen Haus, ihre Familie war nicht arm und trotzdem hat sie nur drei Jahre eine Schule besucht. Und mit zwölf schon begonnen, Geschichten zu schreiben. Auch Erwachsene mögen staunen über den Lebensweg von Jane Austen, die mit Werken wie „Verstand und Gefühl“ (1811), „Stolz und Vorurteil“ (1813), „Mansfield Park“ (1814) zu einer weltberühmten Schriftstellerin wurde. Und Kinder erst! Schon Fünfjährigen könne man das Buch vorlesen, meint der Verlag. Deborah Hopkinson, die in Portland (USA) lebt, ist es auf wunderbare Weise gelungen, die Biografie der berühmten Britin auf kindgerechte Weise zu erzählen. Und Quin Leng – sie wurde in Shanghai geboren, wuchs in Frankreich auf und lebt heute in Kanada führt mit ihren zart gezeichneten und aquarellierten Bildern eine Wirklichkeit vor Augen, über die Kinder von heute staunen werden.

Es war ja kein armes Leben im Haus des Geistlichen William George Austen, aber sechs Brüder und eine ältere Schwester: Wo gibt es sowas heutzutage schon? Freizeitbeschäftigung ohne elektronische Medien und, wie gesagt, keine „ordentliche“ Schulausbildung, dafür aber ein Vater, der vieles dafür tat, seiner Tochter Bildung angedeihen zu lassen. Und eine wundervolle Bibliothek, die Jane offenbar jederzeit zur Verfügung stand.

„Die Bibliothek des Vaters umfasste fünfhundert Bücher (fast alle von Männern geschrieben).“ Und Jane „verschlang alles, von Geschichtsbüchern über Gedichte bis hin zu Biografien, aber am meisten liebte sie Romane.“ Da hat Quin Lin ein kleines Mädchen gemalt, das einen großen Bücherstapel kaum halten kann, und einen Mann, der es gütig lächelnd anschaut.

Wie wichtig es ist, Kindern Zuwendung zu geben und sie zum Lesen zu ermuntern, dachte ich da. Und wie bewundernswert es bleibt, wie beharrlich die kleine Jane ihrem Traum folgte und zu schreiben begann. Wie sie für ihre Selbstständigkeit aber auch teuer bezahlte: Sie bleib unverheiratet und ohne Kinder, was Fünfjährige, wenn sie es erfahren, auch traurig finden dürften.

Da werden mit dem Vorlesen womöglich lange Gespräche verbunden sein über das Leben von Frauen damals und heute. Es ist ja eigentlich ein Skandal, dass die zu Jane Austens zu Lebzeiten veröffentlichten vier großen Romane nicht namentlich gezeichnet waren, Andererseits: Hat der Hinweis „von einer Dame“ nicht gerade neugierig gemacht?

Am 16. Dezember dieses Jahres ist der 250. Geburtstag von Jane Austen. Mit einer Zeittafel und kurzen Einführungen in ihre Werke wird dieser Band aus diesem Anlass dem Anspruch gerecht, auch Erwachsenen diese Schriftstellerin wieder nahezubringen, von der es in diesem Herbst noch eine Reihe von Geschenkbuch-Editionen geben wird.

Deborah Hopkinson: Von einem Mädchen, das das Schreiben liebte. Illustriert von Quin Leng. Aus dem Englischen von Nora Schröder. Seemanns Bilderbande, 40 S., geb., 18 €.

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