Ein Buch, das glücklich macht
Irmtraud Gutschke
Können das etwa nur Kinder gebrauchen? Haben wie Erwachsene es nicht umso mehr nötig? So, wie wir oft bedenkenlos, hastig unseren Alltag überhaupt nicht genießen können, so von Sorgen gepeinigt, die uns ja oft medial bloß eingeredet werden. Eine tropische Hitze soll es geben, ach nein, Regen wird uns überfluten. Aber im Ernst: Die deutsche Kriegshysterie macht mir wirklich Angst. Und die verberge ich tunlichst vor meiner Enkelin.
Sie wird bald sieben, und sie soll glücklich heranwachsen, an ihre Kraft glauben, sich behütet fühlen und frei. Gereimtes hat ihr schon immer gefallen. Man kann sich ja nur wundern, wie leicht und freudig Kinder mit Reimen umgehen, wie schnell sie Gedichte lernen und aufsagen. Durch rhythmisches Sprechen lernen Kinder selbst schwierige Wörter. Aber hier gibt es nichts Schwieriges. Vielleicht könnte man noch den Rittersprorn erklären, die Kohlweißlinge, den Ritterschlag oder die Milchstraße. Aber eigentlich kommen alle Gedichte so leicht, so gleichsam tänzerisch daher, als ob sie wie von selbst entstanden wären. Nichts ist schwierig, darin zeigt sich Heinz Janisch als Meister des poetischen Metiers. Und mit Linda Wolfsgruber entstand ein „Dream-Team“. Sie entschied sich meist für die Farbe Grün, was gut zur sommerlichen Jahreszeit passt. Aber es gibt auch Weihnachtsgedichte, ebenso welche über Katzen, Früchte und das Meer. Kurz gesagt: über alles nur Mögliche. Nur gute Laune muss es machen.
Gute Laune zum Weitersagen. „Das freche Gedicht ruft laut und froh: /Wer nicht muss, /der braucht kein Klo!“ Kindergelächter „Alle Gurken sind Schurken!“,/ stand gestern im Obstblatt auf Seite acht/ Da haben die Gurken laut gelacht/ Heute kaufen alle nur Gurken/ Die Leute liebe Schurken.“ Da lachen die Kinder auch, aber Erwachsene wissen, was gemeint ist.
Vielleicht sollte man sich tatsächlich von einem „Streichelstein“ beruhigen lassen und die schlechte Laune in die linke Hosentasche stecken. Einen „Mantel aus Buchstaben“ anziehen – das kann ich. Und sich das „große JETZT und HIER“ schenken lassen. Das ist schon schwieriger.
„In unfreundlichen Zeiten braucht es freundliche Gedichte“, sagt Heinz Janisch. Damit hat er sowas von Recht! Und der Verlagsname Jungbrunnen klingt doch auch ziemlich gut.
Heinz Janisch, Linda Wolfsgruber: Ich freue mich furchtbar sehr. Jungbrunnen, 96 S., geb., 17 €.