Willkommen in meinem Literatursalon
Irmtraud_Gutschke

Lesen macht glücklich, weil es uns sagt, wer wir sind und wer wir sein wollen, weil wir über uns hinauswachsen, in fremder Haut erleben dürfen, was uns sonst verschlossen bliebe. Heutzutage scheinen wir ja in Informationen zu ertrinken und haben doch das Gefühl, dass uns Wichtiges fehlt. Was ich suche, sind Bücher, die in diesem Sinne nachdenklich machen, ja auch solche, von denen ein Leuchten ausgeht. Viele Jahrzehnte habe ich als Literaturredakteurin mit Hunderten, ja Tausenden von Texten zu tun gehabt, auch selber Bücher geschrieben. Die Neugier auf Neues will ich hier mit anderen teilen.

„literatursalon.online“: Stellen Sie sich vor, wir sind zusammen in einem schönen Saal, und Sie möchten von mir wissen, was sich zu lesen lohnt. Was interessiert Sie denn, frage ich zurück. Politische Sachbücher? Gute Romane und Erzählungen? Spannende Krimis? Bildbände, die man immer wieder betrachten möchte? Mit meiner Auswahl lade ich Sie zu Ihren eigenen Entdeckungen ein.

Irmtraud Gutschke

Wenn Sie mehr über mich erfahren wollen - meine Biografie, meine Bücher und Veranstaltungen - , schauen Sie auf meine Webseite www.irmtraud-gutschke.de

Fabio Stassi: Das Ausmaß der Liebe

Der Irrtum – ein Zeichen

Irmtraud Gutschke

Vince Corso hatte eine Fahrkarte nach Neapel gebucht, wo er seine Freundin Feng zu treffen hoffte. Doch dann bestieg er in Rom den falschen Zug. Wer die früheren Detektivromane von Fabio Stassi kennt, darf zu Recht eine spannende Geschichte erwarten, in der Zufälle eine wichtige Rolle spielen. Ebenso wie Bücher, denn der Detektiv ist eigentlich „Bibliotherapeut“. Menschen erzählen ihm von ihren Seelennöten, und er empfiehlt ihnen heilsame Lektüre.

Also steckt auch dieser Roman voller literarischer Anspielungen. Die zeugen nicht nur von der bewundernswerten Literaturkenntnis des Autors, sondern auch von seiner Lebensweisheit, die er mit schriftstellerischer Raffinesse an uns weitergibt. Denn wer viel liest, kann ein besonderes Verhältnis zur Wirklichkeit gewinnen, muss am Chaotischen vielleicht weniger verzweifeln, weil neben der Realität  die Magie literarischer Gestaltung existiert.

„Ich wollte Ihnen nur nahelegen, dass Sie diesen Irrtum als ein Zeichen deuten könnten“, sagt der ältere Herr, der Vince Corso im Zug nach Genua gegenübersitzt. Dort ging er aufs Gymnasium und nimmt es als Ruf des Schicksals, weiter nach Nizza zu reisen, wo seine  Mutter im Hotel „Negresco“ neun Monate vor seiner Geburt, also am 27. Juli 1969, ein Mann mit auf ihr Zimmer nahm. Wie viele Postkarten hatte Vince Corso später an diesen Unbekannten ins „Negresco“ geschickt! Sollte sich sein Name nicht im Gästeverzeichnis finden?

„Das Ausmaß von Liebe“: In spannender Detektivarbeit enthüllt sich eine sehnsuchtsvoll romantische Geschichte. Hatte der Vater denn gar nicht an ihn und seine Mutter gedacht? Die Antwort wird Vince Corso in Marseille erhalten – mit einem Stapel Postkarten und Stendhals „Über die Liebe“, ebenso in blaues Leinen gebunden wie die drei Bücher, die damals auf dem Nachttisch seiner Mutter liegen blieben.

Fabio Stassi: Das Ausmaß der Liebe. Detektivroman. Aus dem Italienischen von Annette Kopetzki. Edition Converso, 140 S., geb.,
22 €

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