Herkömmliches kommt zu Ehren
Irmtraud Gutschke
Der Markt ist voll mit Kochbüchern. Exotische Gerichte haben Konjunktur. Ich verstehe das. Kulinarische Reisen ins Unbekannte. Und dazwischen ein Buch zur Thüringer Küche. Ich stamme aus Thüringen. Wodurch kann es mich noch überraschen? Rhetorische Frage. Autorin ist Gudrun Dietze, die in diesem Jahre 90 wurde. Als Bäckermeisterin wurde sie berühmt und dann als Köchin auch. Von Mutter und Großmutter hatte sie Rezepte, vielfach Erprobtes, das sie auch schöpferisch vervollkommnete. Sage und schreibe 14 Koch- und Backbücher hat sie im BuchVerlag für die Frau veröffentlicht. Viele davon stehen bei mir im Küchenregal.
Das neue Buch, „So kocht Thüringen“, bietet auf 255 Seiten eine Auswahl ihrer Lieblingsrezepte. Ein Standardwerk sozusagen, beginnend mit diversen Salaten (empfehlenswert der fruchtige Partysalat), Suppen (die Holundersuppe kenne ich noch von meiner Mutter), Gemüse- und Eierspeisen, die nicht alle vegetarisch sind, aber es finden sich mehrere tolle Pilzgerichte. Kloßrezepte dürfen nicht fehlen. Selbstgemacht schmecken die Klöße natürlich besser als aus der Tüte, aber es gibt auch Tricks, wie man diese verfeinern kann. Fisch gibt es auch, aber allein schon wegen der Fleischgerichte ist das Buch unentbehrlich. Schlemmerbrätel aus dem Ofen – das ist Spitze. Thüringer Schwarzbierfleisch – ohne das entsprechende Rezept bekommt man das niemals so gut hin. Die Gewürze machen’s. Eigentlich wollte ich mich ja morgen mit Tomaten-Nudeln begnügen. Doch beim Blättern bekomme ich gleich Appetit. Ein „Blitzhahn“ gefällig? Aber bitte mit Sahne. Mit Sahne wird dann auch bei der „Elfenspeise“ nicht gespart.
Mir läuft das Wasser im Munde zusammen. Ich liebe dieses Buch.
Gudrun Dietze: So kocht Thüringen. Meine Lieblingsrezepte. BuchVerlag für die Frau, 255 S., geb., 22 €.