Willkommen in meinem Literatursalon
Irmtraud_Gutschke

Lesen macht glücklich, weil es uns sagt, wer wir sind und wer wir sein wollen, weil wir über uns hinauswachsen, in fremder Haut erleben dürfen, was uns sonst verschlossen bliebe. Heutzutage scheinen wir ja in Informationen zu ertrinken und haben doch das Gefühl, dass uns Wichtiges fehlt. Was ich suche, sind Bücher, die in diesem Sinne nachdenklich machen, ja auch solche, von denen ein Leuchten ausgeht. Viele Jahrzehnte habe ich als Literaturredakteurin mit Hunderten, ja Tausenden von Texten zu tun gehabt, auch selber Bücher geschrieben. Die Neugier auf Neues will ich hier mit anderen teilen.

„literatursalon.online“: Stellen Sie sich vor, wir sind zusammen in einem schönen Saal, und Sie möchten von mir wissen, was sich zu lesen lohnt. Was interessiert Sie denn, frage ich zurück. Politische Sachbücher? Gute Romane und Erzählungen? Spannende Krimis? Bildbände, die man immer wieder betrachten möchte? Mit meiner Auswahl lade ich Sie zu Ihren eigenen Entdeckungen ein.

Irmtraud Gutschke

Wenn Sie mehr über mich erfahren wollen - meine Biografie, meine Bücher und Veranstaltungen - , schauen Sie auf meine Webseite www.irmtraud-gutschke.de

Die Tage in der Buchhandlung Morisaki

Wie Bücher heilen können

Irmtraud Gutschke

Ein Wohlfühlbuch für den Sommer: Alles wird gut. Eine junge Frau findet heraus aus ihrer Lebenskrise – und das Lesen hilft ihr dabei. Dass es in Tokio ein ganzes Viertel voller Buchhandlungen gibt, allein das ist überraschend. Jinbocho: „Die meisten Geschäfte hier sind auf irgendein Gebiet spezialisiert. Der eine sammelt Wissenschaft, der andere Drehbücher. Es gibt sogar einen Laden, der auf alte Postkarten und Fotos spezialisiert ist. Verrückt, oder?“, sagt Onkel Satoru. Er selbst betreibt das „ANTIQUARIAT MORISAKI – IHR SPEZIALIST FÜR DIE FRÜHMODERNE“. Ein Refugium, in das der durchtechnisierte, hektische Alltag nicht eindringen kann. Da kommt die junge Takako in eine ganz andere Welt. In ihrer Firma hat sie gekündigt. Denn mit ihrem Freund hat sie nicht mehr zusammenarbeiten können, nachdem der ihr eröffnete, dass er eine andere heiraten will. Ein Schock, mit dem sie nicht umgehen konnte. „Das einzige, was ich letztlich tat, war schlafen. Ich war selbst überrascht, wie müde ich plötzlich war.“

Da bietet ihr der Onkel eine Bleibe in seinem Antiquariat an. Das einzige , was sie tu müsste: den Laden morgens aufzuschließen, weil er manchmal zum Arzt muss. Die „Bleibe“ ist, wie man sich denken kann, voller Bücher. Und beim Aufräumen kommt Takako schon mal auf andere Gedanken. Noch ist sie keine Leserin, aber das wird sich ändern. was zu erwarten ist. „Schau doch mal in das eine oder andere Buch hinein. Du darfst alle lesen, die hier stehen.“ Wie sie langsam, langsam aus ihrer Depression heraustritt, das Viertel kennenlernt und sogar einen jungen Mann, der natürlich ein leidenschaftlicher Leser ist, das teilt sie uns auf eine sehr lebendige, aufrichtige Art mit. „Mein bisheriges Leben schien mir regelrecht verschwendet.“

Es ist dies ein Roman über die Macht der Bücher, uns über den Alltag mit seinen Problemen und seiner Hektik herauszuheben, ja uns mit neuer Lebenskraft zu versorgen. Erfrischende Lektüre. Für den Autor Satoshi Yagisawa, 1977 geboren, war es das literarische Debüt. Dass sich das Buch in Japan 100 000 Mal verkaufte beweist: Es hat bei vielen Menschen einen Nerv getroffen.

Satoshi Yagisawa: Die Tage in der Buchhandlung Morisaki. Roman. Aus dem Japanischen von Ute Enders. Insel Verlag, 189 S., geb., 18 €.

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