Viele Feste – wie schön wär’s gemeinsam
Irmtraud Gutschke
„Das Haus ohne Lichter“ – der Titel könnte traurig klingen, aber er steht auf dem Cover in goldener Schrift. Inmitten eines wunderschönen Bildes, gemalt von Nadia Alam: Mutter und Tochter in einem hell erleuchteten Fenster und ringsumher geschmückte, leuchtende Häuser. „Ein Bilderbuch über das Ramadanfest“, so der Untertitel. Das beginnt am 28. Februar dieses Jahres und endet mit dem Zuckerfest am 30./31. März ist . Ob Erwachsene oder Kinder – viele hierzulande werden davon wenig wissen. Insofern Reem Faruqi und Nadia Alam Dank für dieses schöne Buch, das im Original auf Englisch erschien. Dank auch dem Verlag arsEdition, es auf den deutschen Markt gebracht zu haben.
„In einer windigen verschneiten Gegen stand ein Haus ohne Lichter.“ Reem Faruqi erzählt in einfachen Sätzen. Es muss wohl Weihnachten sein, dass die anderen Häuser so festlich geschmückt sind. Aber so ganz allein ist es in seiner Sehnsucht nach Licht nicht. Ende Oktober hatten die Nachbarn begonnen, ihr Haus zu schmücken: zu „Diwali“, dem indischen Lichterfest. Und das jüdische Chanukka-Fest würde bald beginnen. Bald kamen Großeltern, Onkel, Tanten, Cousinen und Cousins. Im Haus begann es, nach „goldenem Reis“ zu duften. Den macht man übrigens mit Kurkuma, im Internet gibt es viele Rezepte. Und auch den Milchreis mit Kardamom könnte man probieren, der dann im Haus auf dem Tisch steht. „Es war EID.“
Es ist ein Buch zum Vorlesen und Erzählen. In einer nachbemerkung wird erklärt, was es mit dem Ramadan und dem Eid al-Fitr auf sich hat. Der wandert durch den Mondkalender und könnte 2033 tatsächlich auf den 24. Dezember fallen. Kinder werden viele Fragen haben: zu den Religionen und ihren Unterschieden, zum Sinn solcher Feste und ob denn das Fasten am Ramadan nicht schwierig wäre.
Wäre es nicht schön, all diese Feste zusammen zu feiern? Was soll ich darauf antworten? Ja, wäre es. Man kann es versuchen. Aber so lange könnten alle zusammen doch nicht arbeitsfrei haben. Pragmatisches Argument, ich weiß, dass es tiefere Gründe gibt, die Tradition und Unterscheidung der Religionen zu tun haben. Warum die Eltern zu Weihnachten arbeiten müssen, will Huda im Buch wissen. „Wir arbeiten heute, damit unsere Freunde gemeinsam mit ihren Familien feiern können.“ Die übernehmen dann zum Eid, dem Zuckerfest.
Es lebt ein verbindender, solidarischer Gedanke im Buch, der gerade jetzt so wohltuend ist in unserem zerrissenen Land. Und ich denke auch an meine Freundin Gulzada aus Kirgistan. Sie ist Muslimin, aber zur Freude ihrer Kinder hat sie am 24. Dezember trotzdem einen Weihnachtsbaum aufgestellt.
Reem Faruqi: Das Haus ohne Lichter. Aus dem Englischen von Aisha Meier-Chaouki. Illustriert von Nadia Alam. arsEdition, 40 S., geb., 16 €.