Willkommen in meinem Literatursalon
Irmtraud_Gutschke

Lesen macht glücklich, weil es uns sagt, wer wir sind und wer wir sein wollen, weil wir über uns hinauswachsen, in fremder Haut erleben dürfen, was uns sonst verschlossen bliebe. Heutzutage scheinen wir ja in Informationen zu ertrinken und haben doch das Gefühl, dass uns Wichtiges fehlt. Was ich suche, sind Bücher, die in diesem Sinne nachdenklich machen, ja auch solche, von denen ein Leuchten ausgeht. Viele Jahrzehnte habe ich als Literaturredakteurin mit Hunderten, ja Tausenden von Texten zu tun gehabt, auch selber Bücher geschrieben. Die Neugier auf Neues will ich hier mit anderen teilen.

„literatursalon.online“: Stellen Sie sich vor, wir sind zusammen in einem schönen Saal, und Sie möchten von mir wissen, was sich zu lesen lohnt. Was interessiert Sie denn, frage ich zurück. Politische Sachbücher? Gute Romane und Erzählungen? Spannende Krimis? Bildbände, die man immer wieder betrachten möchte? Mit meiner Auswahl lade ich Sie zu Ihren eigenen Entdeckungen ein.

Irmtraud Gutschke

Wenn Sie mehr über mich erfahren wollen - meine Biografie, meine Bücher und Veranstaltungen - , schauen Sie auf meine Webseite www.irmtraud-gutschke.de

Es war einmal ein Märchen

Wolltest du schon immer einmal zaubern können?

Irmtraud Gutschke

„Ein Märchen“? Im Buch von Natalia und Lauren O’Hara stecken so viele, dass es mühsam wäre, sie zu zählen. Denn fast auf jeder Seite kann man sich entscheiden, wie die Geschichte weitergehen soll. Fest steht: Es gibt eine weise Königin und einen Bösewicht, der das Land verflucht. Und wer soll helfen? Natürlich du. Nun kannst du dir aussuchen, wer du sein willst: ein gestiefelter Kater, ein fröhlicher Holzfäller, eine vornehme Ritterin, eine kluge Prinzessin, eine mächtige Hexe, ein eleganter Fuchs, ein freundliches Bauernmädchen oder ein niedlicher Pfefferkuchenmann? Witzig, was? Acht Rollen also, die man natürlich jedes Mal wechseln kann, wenn das Buch vorgelesen wird. Anspruchsvoll für Kinder ab 3? Nein, das ist kein Problem. Sie haben mehr Vorstellungskraft, als Erwachsene denken. Und egal, wer du bist, du bist zur Rettung berufen.

Nun passiert das, was in Märchen häufig ist: Ehe die ganz große Rettung an der Reihe ist, vernimmt man kleine Hilferufe. Erst ist es ein Wassermann, der sich in einem Netz verfangen hat. Dann ist eine Bärenkönigin in eine Falle getappt. Ein Elf steckt in einem Spinnennetz fest. Das must du unbedingt ernst nehmen und nicht etwa sagen, du hättest Größeres vor. Schließlich hast du ja ein mitfühlendes Herz. Denk an das Märchen von der Gold- und der Pechmarie. Und auf all diese Rettungstaten, die für sich selbst schon wichtig sind, folgt dann sogar eine Belohnung, die du dir aussuchen kannst. Stellt dir vor, du hättest einen Tarnumhang, ein paar magische Schuhe, einen Ring, der dich in einen Fisch verzaubert, Beeren, die dich klitzeklein machen oder einen fliegenden Besen. Wolltest du nicht schon immer mal zaubern können? Such dir was aus, auch wenn du nicht weißt, was dir am Ende nützt. Irgendwas wird es sein. Wenn man in das Haus des Bösewichts gekommen ist, muss man ihn ja erste bekämpfen – oder verwandeln, was am interessantesten ist. Wie will man dann nach Hause kommen? Auf einem Einhorn, einem Wal, einem Wolf? Ich wäre für das fliegende Bett, in das ich mich einkuscheln kann, um mich für mein neues Abenteuer austzuruhen.

Wirklich erstaunlich, was sich Natalia und Lauren O’Hara ausgedacht haben.

Natalia und Lauren O’Hara: Es war einmal ein Märchen. Entscheide du, wie die Geschichte weitergeht. Aus dem Englischen von Anna Taube. Ars Edition, 40 S., geb., 16 €.

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