Willkommen in meinem Literatursalon
Irmtraud_Gutschke

Lesen macht glücklich, weil es uns sagt, wer wir sind und wer wir sein wollen, weil wir über uns hinauswachsen, in fremder Haut erleben dürfen, was uns sonst verschlossen bliebe. Heutzutage scheinen wir ja in Informationen zu ertrinken und haben doch das Gefühl, dass uns Wichtiges fehlt. Was ich suche, sind Bücher, die in diesem Sinne nachdenklich machen, ja auch solche, von denen ein Leuchten ausgeht. Viele Jahrzehnte habe ich als Literaturredakteurin mit Hunderten, ja Tausenden von Texten zu tun gehabt, auch selber Bücher geschrieben. Die Neugier auf Neues will ich hier mit anderen teilen.

„literatursalon.online“: Stellen Sie sich vor, wir sind zusammen in einem schönen Saal, und Sie möchten von mir wissen, was sich zu lesen lohnt. Was interessiert Sie denn, frage ich zurück. Politische Sachbücher? Gute Romane und Erzählungen? Spannende Krimis? Bildbände, die man immer wieder betrachten möchte? Mit meiner Auswahl lade ich Sie zu Ihren eigenen Entdeckungen ein.

Irmtraud Gutschke

Wenn Sie mehr über mich erfahren wollen - meine Biografie, meine Bücher und Veranstaltungen - , schauen Sie auf meine Webseite www.irmtraud-gutschke.de

Ken Forkish, Sarah Bekan: Brot für alle!

Gar nicht so schwierig, wie man denkt

Dieses Buch ist ein tolles Weihnachtsgeschenk

Irmtraud Gutschke

Was für unsere Urgroßmütter noch lästige Pflicht war, heute wird es zur Kür. „ich backe mein Brot selbst“ – der Satz schafft Aufmerksamkeit. „Es schmeckt einfach besser, so ganz ohne Chemie.“ – „Aber ist das nicht schwierig?“ – „Eigentlich nicht.“

Wenn sich jemand so interessiert, wäre dieses Buch ein gutes Geschenk. „Brot für alle!“ Es ist ein Gemeinschaftswerk des US-amerikanischen Chefkochs Ken Forkish und der Comiczeichnerin Sarah Becan. Ja, richtig gelesen: Dieses Backbuch ist ein Comic. Zum lustvollen Betrachten – und Üben. Denn Brot zu backen, will tatsächlich gelernt sein. Der Teig lässt sich nicht bloß anrühren und dann in den Ofen schieben. Er muss erst noch „gehen“. Je wärmer das Umfeld ist, umso schneller vergrößert sich das Volumen. Und dann muss noch geknetet und gefaltet werden, ehe das Ganze in den Ofen kommt. In einer Form oder in einem gusseisernen Topf? Beides wird erklärt.

Was den Sauerteig fürs Roggenbrot betrifft: Es ist ein „Teig voller wilder Hefen, der immer wieder nur mit Mehl und Wasser gefüttert wird“. Bei mir steht so ein Glas mit Sauerteigansatz auf dem Fensterbrett über der Heizung. Was ich nicht wusste: Wenn man das Anstellgut eine Weile lang nicht braucht, kann es auch in den Kühlschrank. Das alles wird hier so unglaublich detailliert erklärt, dass wirklich keine Fragen offen bleiben.

Und dazu gibt es natürlich noch jede Menge Rezepte. So ausführlich, wie hier dargestellt, mag der Eindruck von Schwierigkeit entstehen. was aber überhaupt nicht stimmt. Letztlich ist alles ganz einfach. Aufwändiger natürlich, als wenn man das Brot im Supermarkt kauft. Dafür aber macht es Freude.

Dass da auch etwas Spielerei dabei sei, würde meine Mutter vielleicht sagen, die mit Beruf und vier Kindern zurechtkommen musste. Mag ja sein. Aber wie hieß es schon bei Friedrich Schiller: „Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“

Und noch etwas ist interessant: Der Originaltitel „Let’s make bread“ wurde hier zu „Brot für alle!“, so dass wir nicht nur an unser gutes Selbstgebackenes denken, sondern auch an jene Menschen, denen es am Nötigsten fehlt.

Ken Forkish und Sarah Becan: Brot für alle! Wie du richtig gutes Brot backst. Aus dem Englischen von Ulrike Becker. Kunstmann Verlag, 160 S., geb., 28 €.

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