Gar nicht so schwierig, wie man denkt
Dieses Buch ist ein tolles Weihnachtsgeschenk
Irmtraud Gutschke
Was für unsere Urgroßmütter noch lästige Pflicht war, heute wird es zur Kür. „ich backe mein Brot selbst“ – der Satz schafft Aufmerksamkeit. „Es schmeckt einfach besser, so ganz ohne Chemie.“ – „Aber ist das nicht schwierig?“ – „Eigentlich nicht.“
Wenn sich jemand so interessiert, wäre dieses Buch ein gutes Geschenk. „Brot für alle!“ Es ist ein Gemeinschaftswerk des US-amerikanischen Chefkochs Ken Forkish und der Comiczeichnerin Sarah Becan. Ja, richtig gelesen: Dieses Backbuch ist ein Comic. Zum lustvollen Betrachten – und Üben. Denn Brot zu backen, will tatsächlich gelernt sein. Der Teig lässt sich nicht bloß anrühren und dann in den Ofen schieben. Er muss erst noch „gehen“. Je wärmer das Umfeld ist, umso schneller vergrößert sich das Volumen. Und dann muss noch geknetet und gefaltet werden, ehe das Ganze in den Ofen kommt. In einer Form oder in einem gusseisernen Topf? Beides wird erklärt.
Was den Sauerteig fürs Roggenbrot betrifft: Es ist ein „Teig voller wilder Hefen, der immer wieder nur mit Mehl und Wasser gefüttert wird“. Bei mir steht so ein Glas mit Sauerteigansatz auf dem Fensterbrett über der Heizung. Was ich nicht wusste: Wenn man das Anstellgut eine Weile lang nicht braucht, kann es auch in den Kühlschrank. Das alles wird hier so unglaublich detailliert erklärt, dass wirklich keine Fragen offen bleiben.
Und dazu gibt es natürlich noch jede Menge Rezepte. So ausführlich, wie hier dargestellt, mag der Eindruck von Schwierigkeit entstehen. was aber überhaupt nicht stimmt. Letztlich ist alles ganz einfach. Aufwändiger natürlich, als wenn man das Brot im Supermarkt kauft. Dafür aber macht es Freude.
Dass da auch etwas Spielerei dabei sei, würde meine Mutter vielleicht sagen, die mit Beruf und vier Kindern zurechtkommen musste. Mag ja sein. Aber wie hieß es schon bei Friedrich Schiller: „Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“
Und noch etwas ist interessant: Der Originaltitel „Let’s make bread“ wurde hier zu „Brot für alle!“, so dass wir nicht nur an unser gutes Selbstgebackenes denken, sondern auch an jene Menschen, denen es am Nötigsten fehlt.
Ken Forkish und Sarah Becan: Brot für alle! Wie du richtig gutes Brot backst. Aus dem Englischen von Ulrike Becker. Kunstmann Verlag, 160 S., geb., 28 €.