Willkommen in meinem Literatursalon
Irmtraud_Gutschke

Lesen macht glücklich, weil es uns sagt, wer wir sind und wer wir sein wollen, weil wir über uns hinauswachsen, in fremder Haut erleben dürfen, was uns sonst verschlossen bliebe. Heutzutage scheinen wir ja in Informationen zu ertrinken und haben doch das Gefühl, dass uns Wichtiges fehlt. Was ich suche, sind Bücher, die in diesem Sinne nachdenklich machen, ja auch solche, von denen ein Leuchten ausgeht. Viele Jahrzehnte habe ich als Literaturredakteurin mit Hunderten, ja Tausenden von Texten zu tun gehabt, auch selber Bücher geschrieben. Die Neugier auf Neues will ich hier mit anderen teilen.

„literatursalon.online“: Stellen Sie sich vor, wir sind zusammen in einem schönen Saal, und Sie möchten von mir wissen, was sich zu lesen lohnt. Was interessiert Sie denn, frage ich zurück. Politische Sachbücher? Gute Romane und Erzählungen? Spannende Krimis? Bildbände, die man immer wieder betrachten möchte? Mit meiner Auswahl lade ich Sie zu Ihren eigenen Entdeckungen ein.

Irmtraud Gutschke

Wenn Sie mehr über mich erfahren wollen - meine Biografie, meine Bücher und Veranstaltungen - , schauen Sie auf meine Webseite www.irmtraud-gutschke.de

Matay de Mayee: Haniyé

Die älteste Küche der Welt

Irmtraud Gutschke

Die Autorin lebt in Amsterdam, wo sie in einem alten Grachtenhaus einen ganz besonderen Ort geschaffen hat. Wer dort feiern will, bekommt ganz besondere Gerichte serviert und nimmt mit den schönen Erinnerungen auch ein Stück Welterkenntnis mit nach Hause. Vom Volk der christlichen Suryoye werden die wenigstens etwas gehört haben. Die Bezeichnung Assyrer oder Aramäer dürfte vage bekannt sein. Von der mesopotamischen Zivilisation im Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris 2000 v. Chr. hat man in der Schule gehört, aber dass deren nachfahren auch heute noch leben … Erstaunlich!

Das Buch aus dem Knesebeck Verlag ist schon auf den ersten Blick eine Pracht. Auf dem Umschlag wurde an Gold wurde nicht gespart, und im Innenteil sorgt eine gediegene Gestaltung mit herrlichen Fotos für Sinnengenuss, der ja auch mit den Rezepten versprochen wird. Sie haben ihren Ursprung ja bei einem Volk, das sic von Ackerbau und Viehzucht ernährte, sich auch beim Essen nach dem Jahreslauf richtete und auf Gemeinsamkeit setzte. Gewürze sind besonders wichtig, Bulgur und Reis.

Manches kommt einem bekannt vor. So der Gurken-Joghurt-Salat mit Dill. Einfach köstlich bei Hitze: Dawge: griechischer Joghurt mit Wasser und Minze. Überhaupt erinnert manches an die griechische und türkische Küche: Teigtaschen mit Hackfleisch, gefüllte Teigtaschen, gefüllte Paprikaschoten, süße Baqlawa. Ausprobieren sollte man tatsächlich mal, in Butter gebratene Fadennudeln mit Reis zu vermischen. Für „Lahmo doe tanuro“ – Brot aus dem Ofen – könnte auch der Airfryer gut sein, den ich mir zu Weihnachten gewünscht habe. Für „Gyothe melye“, Brathähnchen mit Reis-Gemüse-Füllung, wahrscheinlich auch. Mit Weihnachtsdekoration ist „Marka“, der pikante Zwiebel-Eintopf mit Rindfleisch, fotografiert. Schmeckt garantiert, wie auch „Yarqunto semanqto“, geröstetet Rotkohl mit Weißkäse, Minze und Pistazien, und Yarq di lhana, Weißkohlsalat mit gerösteten Mandeln.

Apropos Weihnachten: Man sucht ja nach Geschenken – gerade auch für Leute, die schon vieles haben. Dieses Buch wäre eine gute Idee. Es ist ja nicht nur eine Sammlung von Rezepten. Auf persönliche Weise erfährt man auch viel über eine fremde Kultur. Und, wie gesagt, es ist eine Augenweide. Bewährte Knesebeck-Qualität eben.

Matay de Mayee: Haniyé. Die Wiege des orientalischen Kochens. Aus dem Niederländischen von Birgit van der Avoort. Knesebeck Verlag, 224 S. m. zahlreichen Farbabbildungen, geb., 32 €.

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