Willkommen in meinem Literatursalon
Irmtraud_Gutschke

Lesen macht glücklich, weil es uns sagt, wer wir sind und wer wir sein wollen, weil wir über uns hinauswachsen, in fremder Haut erleben dürfen, was uns sonst verschlossen bliebe. Heutzutage scheinen wir ja in Informationen zu ertrinken und haben doch das Gefühl, dass uns Wichtiges fehlt. Was ich suche, sind Bücher, die in diesem Sinne nachdenklich machen, ja auch solche, von denen ein Leuchten ausgeht. Viele Jahrzehnte habe ich als Literaturredakteurin mit Hunderten, ja Tausenden von Texten zu tun gehabt, auch selber Bücher geschrieben. Die Neugier auf Neues will ich hier mit anderen teilen.

„literatursalon.online“: Stellen Sie sich vor, wir sind zusammen in einem schönen Saal, und Sie möchten von mir wissen, was sich zu lesen lohnt. Was interessiert Sie denn, frage ich zurück. Politische Sachbücher? Gute Romane und Erzählungen? Spannende Krimis? Bildbände, die man immer wieder betrachten möchte? Mit meiner Auswahl lade ich Sie zu Ihren eigenen Entdeckungen ein.

Irmtraud Gutschke

Wenn Sie mehr über mich erfahren wollen - meine Biografie, meine Bücher und Veranstaltungen - , schauen Sie auf meine Webseite www.irmtraud-gutschke.de

Kobi Yamada/ Gabriella Barouch: Vielleicht

Magie der Bestärkung

Ein Buch der Zuversicht: „Vielleicht“ von Kobi Yamada und Gabriella Barouch

Da hat eine Illlustratorin keine Angst, dass etwas nostalgisch, romantisch wirken könnte. Dass etwas gefällig, erbaulich sei, wirkt im heutigen Kunstbetrieb ja nicht selten sogar als Gefahr einer Realitätsverleugnung, von der-man sich tunlichst fernhalten möchte. Als ob man dem Verstörenden in der Realität etwas hinzufügen müsste und gerade dadurch Aufmerksamkeit fände.

Ich merke, ich gehe zu weit. Indem ich Gabriella Barouch lobe, will ich kein neues Dogma aufstellen. Ihre Bilder sind wunderbare Süßigkeiten, die wir genießen, wohl wissend, dass sie nicht als Grundnahrungsmittel taugen. Vor allem aber ist es genau die Art der Illustration, die zum Text von Kobi Yamada passt, der so eindringlich einfach mit dem Wort „vielleicht“ spielt, mit den vielen Möglichkeiten, die es birgt. Kinder, auch Erwachsene als Adressaten — nicht in der Mehrzahl, sondern als einzelne: „Vielleicht wirst du einmal Dinge bauen, die hoch bis in den Himmel ragen? Dein Leben gehört dir. Probier so viele Dinge aus, wie du nur ausprobieren kannst. Schau dir so viel an, wie du nur anschauen kannst.“

Binsenwahrheiten? Nein Bestärkungen, gerichtet an ein Ich, wie jung oder alt es auch sei, das zweifelt, wie es uns Menschenwesen eigen ist, zweifelt an der Zukunft und den eigenen Kräften. Fürchte dich nicht, so klingt es aus dem Buch, du kannst dir vertrauen, viele Aufgaben warten auf dich. Anderen helfen kannst du, „Licht an Orte bringen, die viel zu lange dunkel waren …Was, wenn du Talente besitzt, die du bis jetzt noch gar nicht entdeckt hast?“. Das ist, zugegeben, ganz allgemein gesagt. Wie es Beschwörungen nun mal an sich haben. Wortmagie zum edelsten Zweck. Dem gibt die Illustratorin ihre Phantasie hinzu, das Reale im Surrealen zu spiegeln.

Irmtraud Gutschke

Kobi Yamada: Vielleicht. Illustriert von Gabriella Barouch. Adrian Verlag,
44 S., geb., 12,95 €.

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