Willkommen in meinem Literatursalon
Irmtraud_Gutschke

Lesen macht glücklich, weil es uns sagt, wer wir sind und wer wir sein wollen, weil wir über uns hinauswachsen, in fremder Haut erleben dürfen, was uns sonst verschlossen bliebe. Heutzutage scheinen wir ja in Informationen zu ertrinken und haben doch das Gefühl, dass uns Wichtiges fehlt. Was ich suche, sind Bücher, die in diesem Sinne nachdenklich machen, ja auch solche, von denen ein Leuchten ausgeht. Viele Jahrzehnte habe ich als Literaturredakteurin mit Hunderten, ja Tausenden von Texten zu tun gehabt, auch selber Bücher geschrieben. Die Neugier auf Neues will ich hier mit anderen teilen.

„literatursalon.online“: Stellen Sie sich vor, wir sind zusammen in einem schönen Saal, und Sie möchten von mir wissen, was sich zu lesen lohnt. Was interessiert Sie denn, frage ich zurück. Politische Sachbücher? Gute Romane und Erzählungen? Spannende Krimis? Bildbände, die man immer wieder betrachten möchte? Mit meiner Auswahl lade ich Sie zu Ihren eigenen Entdeckungen ein.

Irmtraud Gutschke

Wenn Sie mehr über mich erfahren wollen - meine Biografie, meine Bücher und Veranstaltungen - , schauen Sie auf meine Webseite www.irmtraud-gutschke.de

Nikola Huppertz: Der schönste Tag zum Nichtstun

„Nichts machen ist was Schönes“

Von Irmtraud Gutschke

Kinderbücher werden ja von Erwachsenen geschrieben und auch von Erwachsenen gekauft. Wie sich mir gleich die Seele öffnet bei diesem Buch, merke ich. „Der schönste Tag zum Nichtstun“: Ein kleines Mädchen liegt mit geschlossenen Augen auf einer Wiese und lächelt selig. Da würde man mit ihr wirklich gern tauschen: Alle Hast von sich abperlen lassen, wenigstens für einen Tag.

Auch den beiden Autorinnen Nikola Huppertz (Text) und Mareike Ammersken (Illustrationen) wird es wohl so gegangen sein, denke ich. Woran ich allerdings ein ganz klein bisschen zweifle: Ob Vierjährige wirklich diese Ruhe suchen oder ob ihr Wesen nicht danach ruft, etwas zu erleben. Sei’s drum: Es geht hier ja nicht darum, wie es ist, sondern wie es auch schön sein könnte. Kindern ab vier wird eine Tür geöffnet zu einer möglichen Wahrnehmungsweise, die, glaube ich, auch irgendwie erlernt werden muss: Bei sich sein, den Augenblick genießen, einfach so. Papa versucht es auch, indem er die Zeitung liest. Aber – genaue Beobachtung der Autorin – er wird schon durch Robertas Anwesenheit nervös. Darüber könnte man mit Kindern mal reden: Warum das so ist. Weil sein Kopf rattert und rattert. Das ist ein Problem unserer Zeit.

„Ich bin hier nur so“, sagt Roberta auf die Frage einer nachbarin. „Genau wie meine Rosen“, antwortet die und versteht. „Nichts machen ist was Schönes“, sagt Roberta zu ihren Eltern. Die wundern sich, dann legen sie sich ins Gras und probieren es auch.

Nikola Huppertz: der schönste tag zum Nichtstun. Illustrationen mareike Ammersken. Annette Betz Verlag, 32 S., geb., 14,95 €.

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