Willkommen in meinem Literatursalon
Irmtraud_Gutschke

Lesen macht glücklich, weil es uns sagt, wer wir sind und wer wir sein wollen, weil wir über uns hinauswachsen, in fremder Haut erleben dürfen, was uns sonst verschlossen bliebe. Heutzutage scheinen wir ja in Informationen zu ertrinken und haben doch das Gefühl, dass uns Wichtiges fehlt. Was ich suche, sind Bücher, die in diesem Sinne nachdenklich machen, ja auch solche, von denen ein Leuchten ausgeht. Viele Jahrzehnte habe ich als Literaturredakteurin mit Hunderten, ja Tausenden von Texten zu tun gehabt, auch selber Bücher geschrieben. Die Neugier auf Neues will ich hier mit anderen teilen.

„literatursalon.online“: Stellen Sie sich vor, wir sind zusammen in einem schönen Saal, und Sie möchten von mir wissen, was sich zu lesen lohnt. Was interessiert Sie denn, frage ich zurück. Politische Sachbücher? Gute Romane und Erzählungen? Spannende Krimis? Bildbände, die man immer wieder betrachten möchte? Mit meiner Auswahl lade ich Sie zu Ihren eigenen Entdeckungen ein.

Irmtraud Gutschke

Wenn Sie mehr über mich erfahren wollen - meine Biografie, meine Bücher und Veranstaltungen - , schauen Sie auf meine Webseite www.irmtraud-gutschke.de

Modern Tea Time

Kleine Kunstwerke

Von Irmtraud Gutschke

Marco D’Andrea, der Autor dieses Buches ist Chef der Patisserie in einem Hamburger Luxushotel. Seine besonderen Kreationen, so der Südwest Verlag, haben ihm mehrmals die Auszeichnung „Patissier des Jahres“ eingebracht. Wer also bloß das Rezept für einen schnellen Apfelkuchen sucht, ist bei ihm an der falschen Adresse. Sowas bäckt er vielleicht auch für die Familie, aber beruflich geht sein Ehrgeiz zu nicht nur wohlschmeckenden, sondern auch optisch staunenswerten Sachen. Die dürfen dann auch gern etwas aufwändiger sein. Ich meine ja sowieso, dass Männer in der Küche phantasievoller sind, während Frauen auf eher pragmatische Weise vorgehen, außer sie haben Grund, andere zu beeindrucken.

Beeindruckend ist es auf jeden Fall, was Marco D’Andrea hier zaubert. Und tatsächlich wird man von diesem Buch zur Nachahmung inspiriert. Schwierig? Man staunt bei Lesen: Manches könnte sogar unter „schnell gemacht“ firmieren, aber Liebe zum Detail ist mitzubringen. Ja, Liebe, ohne die geht es nicht. Als Vorfreude darauf, wie die Gäste große Augen machen. Und Ehrgeiz: Geschummelt wird nicht. Das Roggenbrot ist wirklich selbst gebacken. Und auch das Toastbrot für dei traditionellen Gurken-Sandwiches kommt nicht fertig aus dem Laden. Ebenso wie der Kräuterfrischkäse. Aber Schnittlauch, Kerbel und Estragon mit Frischkäse zu mischen ist doch kein Problem, oder?

Süß und salzig – beides gehört ja zu einer klassischen Tea-Time dazu. Ich würde mit salzig beginnen, zum Beispiel „Geröstetem Roggenbrot mit Matjesfilet, Kerbelfrischkäse, Radieschen und eingelegten Schalotten“. Sodann würde ich mir tatsächlich ein Stück Friesentorte mit Zwetschgen und Vanillecreme. Und zum Schluss ein „Geeister Mokka mit eingelegten Rumfrüchten und Gewürzsahne“.

Schon beim Blättern in diesem Band mit den großartigen Fotos läuft einem das Wasser im Mund zusammen, als ob die Vorstellung allein schon Genuss bereiten würde.

Marco D’Andrea: Modern Tea Time. Süße und herzhafte Rezepte für genussvolle Momente. Südwest Verlag, 190 S., geb., 25 €.

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