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Irmtraud_Gutschke

Lesen macht glücklich, weil es uns sagt, wer wir sind und wer wir sein wollen, weil wir über uns hinauswachsen, in fremder Haut erleben dürfen, was uns sonst verschlossen bliebe. Heutzutage scheinen wir ja in Informationen zu ertrinken und haben doch das Gefühl, dass uns Wichtiges fehlt. Was ich suche, sind Bücher, die in diesem Sinne nachdenklich machen, ja auch solche, von denen ein Leuchten ausgeht. Viele Jahrzehnte habe ich als Literaturredakteurin mit Hunderten, ja Tausenden von Texten zu tun gehabt, auch selber Bücher geschrieben. Die Neugier auf Neues will ich hier mit anderen teilen.

„literatursalon.online“: Stellen Sie sich vor, wir sind zusammen in einem schönen Saal, und Sie möchten von mir wissen, was sich zu lesen lohnt. Was interessiert Sie denn, frage ich zurück. Politische Sachbücher? Gute Romane und Erzählungen? Spannende Krimis? Bildbände, die man immer wieder betrachten möchte? Mit meiner Auswahl lade ich Sie zu Ihren eigenen Entdeckungen ein.

Irmtraud Gutschke

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Geliebt und gehasst: Napoleon und die Frauen

Mutter, Schwester, Geliebte

Von Irmtraud Gutschke

Napoleon? Da denkt man zuerst an Josephine, seine große Liebe, die er 1796 heiratete und 1804 eigenehändig in der Kathedrale von Notre Dame zur Kaiserin der Franzosen krönte. Die sei die einzige gewesen, die mit ihm auf Augenhöhe habe reden können, heißt es. Ein geheimnisvoller Zauber habe sie umgeben. Eine sinnliche, dem Leben zugewandte Frau sei sie gewesen, jenseits konventioneller Vorstellungen, schreibt Caroline Vongries in ihrem Buch „Napoleon und die Frauen“. Sie betrog ihn, er betrog sie – vor allem aber blieb die Ehe kinderlos. Es kam zur Scheidung. Er heirate „einen Bauch“ sagte er, als er die junge Maria Louise, die Österreicherin, heiratete, die ihn zunächst gar nicht leiden mochte, aber von der Bevölkerung als „neue Iphigenie“ gefeiert wurde. Was indes darüber nicht hinwegtäuschen konnte, dass sie eine Kriegsbeute war. Und schließlich wurde beiden der ersehnte Thronfolger geboren …

Beginnend mit der Mutter und den Schwestern, hat Caroline Vongries in ihrem schön gestalteten Buch 14 Frauen aus Napoleons Umgebung porträtiert, die man auch sehen kann, wie sie von verschiedenen Künstlern gemalt worden sind, alle mit tiefem Decolleté. Es war ihre Pflicht zu gefallen, aber als adlige Damen verfügten die meisten von ihnen wohl über mehr Selbstbewusstsein, als man es ihnen von heute aus zutraut. „Jede von ihnen hat eine eigene Form der Tapferkeit entwickelt.“ Und Napoleon selbst – jedenfalls stellt es die Autorin so dar – war ihnen gegenüber keineswegs ein grober Tyrann. Jener Feldherr, der Europa mit Krieg überzog, hat „bewegende und zärtliche Liebesbriefe“ geschrieben.

Weil es gut recherchiert ist, ordne ich das Buch als Sachbuch ein, abr eigentlich liest es sich lebendig wie ein Roman.

Caroline Vongries: Geliebt und Gehasst. Napoleon und die Frauen. BuchVerlag für die Frau, 96 S., geb., 9,95 €.

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